Von Tobias Schulze*
Jetzt sollen es also Robert Habecks Fol­lo­wer*­in­nen richten. In einem neuen Web-Video hat der Grünen-Kandidat am Donnerstagabend dazu aufgerufen, in Umfragen für ihn und seine Partei zu stimmen – damit aus dem geplanten TV-Duell der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender doch noch ein Triell wird.

„Ich finde es unverständlich, dass ARD und ZDF kein Triell zulassen wollen“, sagte Habeck in dem Video, das er unter anderem auf Instagram und der AfD-nahen Plattform X veröffentlichte. Die „Wahlmöglichkeiten in Deutschland“ müssten breiter aufgestellt werden. Seine Zu­schaue­r*in­nen könnten einen Beitrag dazu leisten, indem sie in ihrem Umfeld „dafür werben, dass die Grünen in den Umfragen steigen und die Sender ihre Entscheidung revidieren müssen“.

Etwas verzweifelt wirkte dieser Aufruf im ersten Moment: Könnten die Grünen nach mehr als drei Wochen nicht langsam akzeptieren, dass sie keine Einladung für die Fernsehsendung mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) bekommen haben? Über Nacht bekam Habeck dann aber gewichtige neue Argumente geliefert – ausgerechnet in Form von Umfragen, die ARD und ZDF selbst in Auftrag gegeben hatten.

Bei Infratest Dimap wird Habeck seit Donnerstag als beliebtester aller Spit­zen­kan­di­da­t*in­nen ausgewiesen. Sein Zustimmungswert von 28 Prozent ist zwar nicht überragend, aber ausreichend, um vor Friedrich Merz (25 Prozent) auf Platz 1 zu stehen. Und in der Sonntagsfrage des Politbarometers haben die Grünen (15 Prozent) die SPD (14 Prozent) überholt. Nach zwei Jahren liegen sie erstmals wieder knapp vor den Sozialdemokraten.

In Habecks Umfeld sieht man das als Bestätigung. „Die Umfragen sind klar: Deutschland will Robert Habeck als Kanzler. Und die Grüne sind nun vor der SPD. ARD/ZDF müssen umplanen“, heißt es dort. Man habe die Sender erneut darum gebeten, ihre Entscheidung zu überdenken.

Das man nicht locker lässt, habe auch mit den Einschätzungen von Po­li­tik­wis­sen­schaft­le­r*in­nen zu tun, wonach TV-Duelle einen deutlichen Einfluss auf die Wahlentscheidungen der Bür­ge­r*in­nen hätten. Mit der Festlegung auf ein Duell zwischen Scholz und Merz erzeugten die Sender das falsche Bild, es gehe um eine Richtungswahl nur zwischen den beiden

*TAZ